Das Eiderstedter Alphabet

 

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Historische Kulturlandschaften

 

Am 21. und 22. September 2017 wurde in Sankelmark eine Tagung durchgeführt, zu der der Schleswig-Holsteinische Heimatbund und das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein eingeladen hatten.

Das Thema war Historische Kulturlandschaften und das Programm lautete:

Entstehung-Gestaltung-Vermittlung

In mehreren Referaten wurde die Entstehung einer Kulturlandschaft behandelt, die Bedeutung der Abgrenzung hervorgehoben und die denkmalwürdigen Inhalte wie Architektur und Gartengestaltung herausgestellt. Als Beispiel hatte man die Kulturlandschaft Haithabu gewählt.

 

Die Ideen und Anregungen dieser Tagung möchte ich auf die Halbinsel Eiderstedt übertragen, die ebenfalls eine Kulturlandschaft mit langer Tradition geworden ist.

 

 

Die historische Kulturlandschaft Eiderstedt

Eiderstedt ist eine Landschaft der Küste, die in der 1000jährigen Auseinandersetzung des Menschen mit dem Meer eine Kulturlandschaft geworden ist. Die Bewohner - oft Einwanderer - haben sie verändert. Anmaßend und übertreibend behauptet dies der folgende lateinische Satz: Deus mare, Friso litora fecit. (Gott schuf das Meer, der Friese schuf die Küste)

Die Entstehung ist nicht abgeschlossen. Sie unterliegt auch heute noch einem ständigen Wandel. Sie ist somit eine Historische Kulturlandschaft.

 

a) Schaffung des Raumes und der Grenze.

Für Eiderstedt sind Grenze und Raum klar und eindeutig markiert: Der Deich bildet die Grenze zum Meer und die Nordereider bildet die Grenze zur Geest. Der Deich ist aber auch gleichzeitig eine Art Übergang und führt auch in das Meer hinaus, in das Vorland, das Watt und die Sandbank. Diese Elemente gehören ebenfalls zur Landschaft. Das Ensemble gestaltet den Raum und macht die ehemaligen Dreilande zu einer Einheit. Es sind vor allem die Künstler, die diesen Raum als einen besonderen Raum empfinden und spüren. Viele Künstler haben sich niedergelassen, weil sie den Himmel und die Weite, die Struktur dieser Halbinsel und die Atmosphäre genießen.

 

b) Elemente der Gestaltung

Vor allem durch die Denkmale tritt diese Halbinsel hervor: 41 zu schützende Bodendenkmäler verzeichnet das Archäologische Landesamt. So gibt es besondere Bodenstrukturen wie die Puzzle-Struktur der Harde Utholm oder die schnurgerade Grabenstruktur der gewonnenen Köge. 80 Köge sind Zeugnisse der menschlichen Tatkraft, eine Deichlänge aller Köge von fast 400 km Länge, die teilweise in reiner Handarbeit aufgeworfen worden sind. Warften, Warftenreihen und Marschhufendörfer sind denkmalwürdige Leistungen der Bewohner.

18 Kirchen zeugen von wirtschaftlicher Kraft im Missionsgebiet des 12. Jahrhunderts (novella plantatio fidei. Innozenz III 1198) und ca. noch 40 Haubarge (von ehemals 450, Volckmar 1795) verbleiben als herausragende Leistungen der Architektur und sind Beweise von der wirtschaftlichen Kraft des 17. Jahrhunderts. Der Hochdorfer Park in Tating, die Sicherung der Dünen durch Bewaldung und Heide sind weitere kulturelle Elemente der Dreilande. Nicht sichtbar, aber spürbar sind die immateriellen Leistungen: Die genossenschaftliche Organisation der Entwässerung, das Erarbeiten von Rechtsformen und das Behaupten einer eigenständigen politischen Vertretung bis in die preußische Zeit, aber auch das Brauchtum wie Ringreiten und Boßeln– all diese Elemente machen aus der Halbinsel eine historische Kulturlandschaft.

 

c) Vermittlung

In ihrer Gesamtheit bilden die Elemente der historischen Kulturlandschaft ein Alleinstellungsmerkmal, das zu behaupten, zu erhalten und zu nutzen gilt.

 

Angriffe kommen allerdings von allen Seiten: Wünsche der Landwirtschaft, die Zersiedelung durch Bebauung, Versiegelung durch Plätze, Wünsche nach Energieversorgung und Kommunikation. Zwar ist eine Kulturlandschaft selber geschichtlich und untersteht dem Gesetz des Wandels und der Anpassung, aber der kulturelle Wert ist deutlich erkennbar. Er muss erhalten bleiben, damit er für den heutigen Tourismus genutzt werden kann.

Hier wäre die neue Methode der Digitalisierung angebracht. Sie erscheint als die adäquate moderne Form der Vermittlung und Verbreitung der Information. Sie bietet auch die Möglichkeit, ein Kataster für ganz Schleswig-Holstein auszubauen. In Form von Apps könnten mit vielen Zusatzfunktionen die Landschaften, Touren, Wanderwege, Museen und historische Denkmäler bereitet werden. All dies würde den Reichtum von Schleswig-Holstein zeigen.

 

Es folgen 6 Bilder zur Veranschaulichung des kulturhistorischen Erbes.

 

(Hitler-)Bismarckeiche in Tating

 

weitere in Oldenswort, Witzwort, Tönning,

St. Peter-Ording

 

(Gedenken 1894 an 1848, an Bismarck, Frieden, auch ehemals Hitler)

 

 

Veer-Roden-barg in St. Peter-Ording,

 

Historische Insel; Nachbau

Rode = Rute, Gerte, Stock;

nicht

Rute als Längenmaß (4,80 m)

 

Grüppel, Gräben und Kuhle = typische Landschaftsstruktur

 

Der Grenzstein steht zwischen T = Tating und P = Poppenbüll.

 

Medehop

Der Stein ist mutwillig entfernt worden oder liegt im Graben, weil er störte.

 

Schleusenhaus Ehstensiel

 

Schleusenhäuser waren die Wohnungen der Wärter, die für eine ungestörte Wasserlösung sorgen mussten (Treibsel und Eisgang für die Schleusentore). Gleichzeitig waren sie meist Schäfer, führten einen kleinen Hökerladen und hatten kneipenähnlichen Besuch.

(Vergleich: Katingsiel)

Verlat vor Ehstensiel, seit 1821

 

Die Entsorgung des Oberflächenwassers war der Beginn für eine genossenschaftliche Ordnung in Eiderstedt.

 

(Mating bis DHSV)

Wehle zwischen Sandwehle und Süderdeich

 

Datierung um 1400

 

Eiderstedt hat ca. 20 gut erkennbare d.h. mit Wasser gefüllte Wehlen, dagegen viele verlandete Flächen, die auf eine ehemalige Wehle hindeuten.